Seit vielen Jahrhunderten lassen sich Menschen als Wohnraum in Höhlen nieder. Doch während der Wohnraum in den meisten Regionen dieser Welt durch Hochhäuser oder andere moderne Bauten eingetauscht wurde, locken die Höhlenwohnungen von Guadix Menschen aus nah und fern bis heute magisch an. Die Zahlen sprechen für sich. In der andalusischen Ortschaft gibt es bis heute mehr als 2.000 Höhlenwohnungen, die häufig mit ihrem Komfort punkten und von denen ein Großteil auch noch bis heute bewohnt ist.
Die wichtigste europäische Höhlenstadt
Diese Höhlenwohnungen sind auch ein wichtiger Grund dafür, weshalb das im Herzen der Provinz Granada gelegene Touristenzentrum bis heute Europas wichtigste Höhlenstadt ist. Und niemand sollte es sich entgehen lassen, diese imposanten Höhlenwohnungen in Augenschein zu nehmen.
Ein einstiger Schmelztiegel fremder Kulturen
Guadis ist ein im Norden der Provinz Granada gelegenes Städtchen, das vis-a-vis zur Sierra Nevada zu Hause ist. Der auf einer Höhe von 950 Metern gelegene Ort blickt schon auf eine lange Vergangenheit zurück (Die Altstadt von Guadix). Denn seit vielen Jahrhunderten begegnen sich in Guadix fremde Kulturen auf all den Straßen, die den Ort durchqueren. Doch es sind nicht diese Straßen oder Aussichten, von denen sich die meisten Besucher magisch angezogen fühlen. Denn der größte Schatz von Guadix ist unter der Erde verborgen. Inmitten skurriler Tuffkegel sind die Wohnhöhlen zu Hause, in denen bis heute ungefähr 4.500 Menschen leben.
Ursprünge im 13. Jahrhundert
Die Geschichte der Höhlenwohnungen von Guadix geht bis aufs Zeitalter der Mauren zurück. Auf ihrer Flucht vor den Katholischen Königen gruben die fliehenden Mauren einst Unterschlupfe ins weiche Löss, um ihr Leben zu retten. Binnen kürzester Zeit entstand ein Höhlenviertel, das eine Fläche von ungefähr 200 Hektar einnahm. Wer das Höhlenviertel mit seinen puderweißen Schornsteinen und den ockerfarbigen Kegeln zum ersten Mal betritt, findet sich in einer bizarren Welt wieder. Erinnerungen an Science Fiction-Filme werden wach. Und dieser Gedanke kommt auch nicht von ungefähr. Schließlich arbeitete Kultregisseur Steven Spielberg schon höchstpersönlich an diesem Ort. Hier drehte Spielberg Ende der 1980er Jahre Sequenzen des Films "Der letzte Kreuzzug". Einige Szenen der Folge von "Indiana Jones" mit Harrison Ford und Sean Connery spielten am Bahnhof der kleinen Stadt sowie im nahegelegenen Naturpark Sierra de Huétor.
Diese Refugien stecken voller Kontraste
Die Wohnhöhlen stecken voller Kontraste. Einerseits bieten die Höhlenwohnungen jeglichen Komfort, der für moderne Wohnungen selbstverständlich ist. Andererseits ist der Wohnraum in eine natürliche Umgebung eingebettet, die unter anderem konstante Raumtemperaturen von 18 bis 20 Grad ermöglicht. Auf Annehmlichkeiten wie Wasser- und Stromanschlüsse sowie Internet müssen Bewohner der Höhlen nicht verzichten. Einige Höhlen sind sogar mit einem eigenen Pool ausgestattet. Besonderer Clou: Die Höhlen sind so konzipiert, dass Außengeräusche so gut wie gar nicht vernommen werden.
Einfache und dennoch sichere Konstruktionen
Es gab viele gute Gründe dafür, die für eine Erbauung der Höhlen im 13. Jahrhundert sprachen. Deren Erbauung ist besonders günstig, da die Natur einen Teil der Wände automatisch mitlieferte. Außerdem waren die Höhlen für Mauren sehr gut als Tarnung geeignet. Schließlich werden die Höhlen erst dann offensichtlich, wenn man sich direkt davor befindet. Heute betten die Höhlen Guadix wie durch einen Halbbogen ein. Diese Form ist allerdings eher Zufall. Denn einst gruben Menschen die Höhlen ohne richtiges Konzept in das weiche Material ein.
Die in Andalusien herrschende Hitze sorgte dafür, dass Wände sowie Decken schnell austrockneten und zugleich wasserdicht waren. Heute sind die Räumlichkeiten zumeist 2,5 bis 3 Meter breit und von Gewölbedecken überspannt. Die Innenräume der Höhle sind außerdem mit Kalk bedeckt. Dieser Kalk wirkt nicht nur desinfizierend, sondern lässt außerdem Licht in die Räume einfließen.
Städte im Miniformat entstanden
Obwohl die Menschen einen Großteil der Höhlen tatsächlich als Wohnraum nutzten, erschufen sich die einstigen Höhlenbewohner auch noch ganz andere Lebensräume vor Ort. Von Einsiedeleien und Kirchen über Töpfereien bis hin zu Backöfen, Weinkellern oder einem Höhlenhotel (Höhlenhotel Cuevas Abuelo Ventura in Guadix) – die Höhlen glichen sogar kleinen Städten. Die ganze Vielfalt dieser Höhlenviertel präsentieren geführte Touren, die Guides bis heute regelmäßig anbieten. Diese Touren sind perfekt dafür geeignet, um nähere Einblicke in die Formen der Höhlen, deren Bauweise und Vorteile zu erlangen.
Ein Großteil der Höhlen ist übrigens im Barrio de las Cuevas nahe Parroquia Nuestra Señora de Gracia zu Hause. Bis heute sind in diesem Viertel mehr als 3.000 Menschen in ungefähr 1.500 Höhlen ansässig. Und mittendrin befindet sich die kleine Kirche Ermita Nueva mit einem Marienbild und ihren zwei Kegeln.
Fantastische Aussichten auf die Region
Nähere Informationen vermittelt das Centro de Interpretación. Das an der Plaza Padre Poveda gelegene traditionelle Höhlenhaus öffnet seine Tore, um die klassische Aufteilung der Höhlenwohnungen samt Architektur, Bekleidung, Mobiliar und Haushaltswaren zu präsentieren. Andere Ausstellungen wie das Höhlen- und Keramikmuseum sind ebenfalls im Höhlenviertel von Guadix zu Hause. Wer von Aussichtspunkten wie dem Mirador de la Magdalena oder der Cueva de San Pedro Poveda seine Blicke schweifen lässt, wird sich an diesen Anblick gewiss noch für lange Zeit erinnern. Das Höhlenviertel lädt zum Verweilen in vielen Bars, Restaurants sowie Unterkünften verschiedener Preisklassen ein.
Das eine oder andere Geschäft bietet eine riesige Auswahl unterschiedlicher Souvenirs an. Vom deftigen Schinken über süße Backwaren bis hin zum Töpferprodukt – der Auswahl sind hierbei nur wenige Grenzen gesetzt.