Reisen zum Rio Tinto führen zu einem etwa 100 Kilometer langen Fluss, der nördlich der Provinz Huelva entspringt und nahe der Provinzhauptstadt Huelva in den Atlantischen Ozean mündet. Dieser Verlauf des Flusses erscheint wenig spektakulär. Doch bereits beim ersten Blick auf das Gewässer fällt auf, dass der Rio Tinto alles andere als gewöhnlich ist.
Ein Fluss, der nicht von dieser Welt zu sein scheint
Beinahe scheint es so, als wäre der Rio Tinto nicht von dieser Welt. Die Bezeichnung „Roter Fluss“ ist alles andere als willkürlich, denn tatsächlich vereint dieses Gewässer sämtliche vorstellbaren Rot-Tönungen. In den Farbgebungen Kaminrot, Rosarot, Zinnoberrot, Violett, Kobaltblau und beinahe Schwarz bahnt sich der Fluss seinen Weg durch Andalusien. An einigen Stellen erinnert der Rio Tinto an einen fließenden Regenbogen, der die Steine und Erde des Ufers orange gefärbt hat. Doch wieso erstrahlt der Rio Tinto in derart auffälligen Farben?
Die Konsistenz des Gewässers ist alles andere als romantisch
Tatsächlich ist es der Fluss selbst, der dieses Farbspiel komponiert – doch dessen Ursprung ist alles andere als romantisch! Obwohl der Anblick des Gewässers wie von Zauberhand geschaffen zu sein scheint, basiert die signifikante Färbung auf der Verwitterung sulfidischer Schwermittelminerale einer andalusischen Erzlagerstätte. Diese Erzlagerstätte ist ein hydrothermal geformtes Erzlager, die sich aus Kies sowie Kupferkies zusammensetzt. Die verwitterten Sulfidminerale gelangen über Niederschlagswasser in den Fluss und verleihen diesem Strom sein unverwechselbares Äußeres. Doch so ansehnlich, wie der Rio Tinto ist, so verseucht ist dessen Wasser. Eine Erfrischung in dem Flusslauf ist daher keinesfalls empfehlenswert!
Ein Fluss mit dämonischer Wirkung? Keineswegs!
Dennoch büßt der Rio Tinto keineswegs an Reiz ein und erweist sich als faszinierender Ort, dem Liebhaber des Okkulten gar eine mystische Wirkung andichten. Die Farbgebung, die für die meisten Besucher als „rostrot“ erscheint, definieren andere als „blutrot“. Diese Farbgebung ist für pessimistische Zeitgenossen Grund genug, dem „dämonischen Fluss“ eine magische Wirkung zuzuschreiben, die mit Hexenriten oder permanenten Menschenopfern verbunden ist. Allerdings ist diese Legende über den zwischen Pinienwäldern entlang plätschernden Fluss ein Mythos, der wirtschaftlichen Aspekten weicht. Seit Jahrtausenden profitieren Menschen von dem Gewässer, das aufgrund seines hohen Rohstoffgehaltes einen wichtigen wirtschaftlichen Faktor darstellt. Bereits das Iberische Königreich Tartessos um 3.000 v. Chr. und die Römer bauten in der den Rio Tinto umgebenden Region Necróüolis de la Dehesa wertvolle Rohstoffe ab. Mehrere Minen erstrecken sich entlang des gesamten Flussgebiets, an denen die Menschen nach Kupfer, Eisen sowie Gold- und Silbererzen suchen. Einige dieser Minen sind einige der ältesten aktiven Minen weltweit und ebenso sehenswert wie das Bergwerksmuseum in Minas de Riotinto, das sich dieser faszinierenden Seite Andalusiens widmet. Hier sollten es sich Reisende nicht nehmen lassen, eine Fahrt mit einer uralten Bergwerkseisenbahn zu unternehmen oder Tickets für eine der größten Tagesbaustätten aus Europa zu erwerben.
Ein Ausdruck für Profit und Reichtum
Obwohl der Fluss mannigfaltige lebensfeindliche Bestandteile enthält und NASA-Wissenschaftler die Farbe des Stroms sogar mit etwaig unterirdischen Flüssen des Marses verglichen haben, ist der Rio Tinto ein Sinnbild für Reichtum und Profit. Rund um den „Roten Fluss“ hat sich mit der Rio Tinto Group eine der größten Bergbaugesellschaften der Welt etabliert. Dem Erfolgszug dieses Flusses wird daher auch zukünftig nichts im Wege stehen!