Torrero mit Stier

Bei aller Vorsicht: einen Stierkampf mitzuerleben, ist auf jeden Fall einmal ein Erlebnis. Allein die, zumindest in den größeren Städten, Stierkampfarenen einmal von innen und mit voll besetzen Rängen zu erleben, in all ihrer Buntheit, prägt sich ins Gedächtnis ein. Doch: Darf man als Tourist bei einer „corrida de toros“ überhaupt im Publikum sitzen?

Stierkampf in Andalusien hat eine lange Tradition

Zunächst: erlaubt ist es in jedem Fall. Allerdings muss man sich als Gast eines solchen Spektakels natürlich vorher mit der Frage auseinandersetzen, ob man damit umgehen kann, dass ein wehrloses, gesundes Tier getötet wird, nur damit das Publikum eine Freizeitbeschäftigung hat. Wer diese Frage mit einem klaren Nein beantwortet, sollte der Corrida besser von vornherein fernbleiben. Doch da der Stierkampf in Andalusien trotz aller Diskussionen eine lange Tradition hat, muss man sich mit diesem kulturellen Phänomen wohl dennoch auseinandersetzten. Im Grunde genommen kann man sich darauf einigen, dass die Andalusier nicht das Töten des Stiers, sondern die Kampfkunst des Bullen und des Toreros bzw. des Matadors die entscheidenden Kriterien sind. Noch heute beginnt die Saison der Stierkämpfe in Andalusien im März, sie dauert das ganze Frühjahr und den ganzen Sommer, bis im Oktober die saisonalen Abschiedsvorstellungen gegeben werden.

Ein nicht zu unterschätzender wirtschaftlicher Faktor

Stierkampfarena in Malaga

Gezüchtet werden die Tiere eigens dafür, um später ihr Leben in den großen Arenen der Städte wie SevillaMálaga und Córdoba auszuhauchen, und zwar auf den Weiden der Sierra Morena und in der Gegend von Andújar. Weit mehr über 100.000 Euro bekommen die Züchter für die prächtigsten Exemplare an Honorar, ein Matador verdient bei einer Corrida ungefähr die Hälfte (wobei die Preise natürlich variieren). Der Stierkampf ist in Andalusien also ein nicht zu unterschätzender wirtschaftlicher Faktor. Wenn man bedenkt, dass in einer Arena an einem Tag bis zu sechs Kämpfe stattfinden, kann man leicht ausrechnen, dass an einem solchen Tag mehrere Millionen Euro umgesetzt werden, wenn man die Einnahmen durch die Zuschauer mit dazurechnet.

Lesen Sie hier einen Bericht über die Corrida in der Real Maestranza in Sevilla

Ein Kampf dauert etwa eine Viertelstunde

Plaza de Toros in Sevilla

Ein einzelner Kampf dauert lediglich etwa eine Viertelstunde. Dabei wird der Stier nach einer Ruhephase von mehreren Stunden vor dem Kampf in die Arena gelassen und dort von den Bandilleros mit bunt geschmückten Lanzen gestochen und so gereizt. Nun tritt der Torero auf den Plan, mit seinem Tuch muss er die Angriffe des Tieres tänzerisch abwehren, dabei erschöpft sich der Stier so sehr, dass der Torero ihn nach einer Weile mit dem Dolch tötet. Manchmal kommt es vor, dass das Publikum Gnade für einen Stier fordert.

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